Prinzip "Global denken - lokal handeln" zur Anwendung bringen

Das Thema nachhaltiges Handeln stand im Mittelpunkt des diesjährigen Bildungstages des Landesverbandes DIE LINKE Thüringen. Unter Berufung auf international beachtete Studien verdeutlichte zunächst Hauptreferent Dr. Bruno Kern von der Ökologischen Plattform aus Berlin die Notwendigkeit, in den nächsten Jahren bereits die bisherige industrielle Lebensweise vor allem in der nördlichen Hemisphäre deutlich der Nachhaltigkeit anzunähern. Der Umstieg auf neue Energien sei wichtig, reiche aber nicht aus.

Die sich bereits abzeichnende Verknappung wichtiger Ressourcen werde mittelfristig nur zu meistern sein, wenn sich im Energieverbrauch, im Individualverkehr, in der Massengütererzeugung - vor allem im industriellen Norden - auch bewusster Verzicht durchsetze. Diesen Prozess nach Grundsätzen der Gleichheit und sozialen Gerechtigkeit zu gestalten, so Kern, sei Handlungsaufgabe der weltweiten Linken.  

Optimistischer sieht Manfred Hellmann die Situation. Der energiepolitische Sprecher der Landtagsfraktion und Bürgermeister der Solarkommune Viernau stimmte zwar der Notwendigkeit radikalen Umsteuerns zu. Er schätzt aber ein, dass sich der Wirkungsgrad der momentan in starkem Aufwind befindenden alternativen Energien, wie Wind und Solarenergie, so entwickeln wird, dass wir in einigen Jahren zumindest für die Stromerzeugung nicht mehr auf fossile Energieträger zurückgreifen müssen. Wichtig sei, die demokratischen und dezentralen Potentiale der neuen Energien zu nutzen, um die Macht der Konzerne zurückzudrängen und die lokale Wertschöpfung zu fördern. Hier setzt auch das Energiekonzept der Thüringer Linksfraktion an. Bundestagsabgeordneter Ralph Lenkert, Obmann unserer Fraktion im Umweltausschuss, wandte sich dem von der Bundesregierung geförderten Agenda-Prozess zu. Er umriss die Breite des Nachhaltigkeitsansatzes und bedauerte, dass vieles in Ankündigungen steckenbleibt, oder gar Projekte als nachhaltig verkauft würden, die auf den Abbau von Bildungs- und Sozialstandards orientierten. Abschließend schätzte Thomas Koch vom Thüringer Beirat für nachhaltige Entwicklung ein, dass Thüringen seit 1990, als der Kreis Nordhausen hierzu erste Beschlüsse fasste, ernsthaft am Thema arbeitet. Hervorzuheben sei der konsensuale Rahmen, den man hier gefunden habe, und im dem z.B. schon in naher Zukunft im Zusammenhang mit der zurückgehenden Bevölkerung auch Schritte zur Renaturierung von Flächen ergriffen werden.   In zwei Arbeitsgruppen wurden die Diskussionen dann vertieft, wobei den knapp 80, oftmals kommunalpolitisch engagierten TeilnehmerInnen aus den Kreisen verschiedene konkrete Ideen zur Erweiterung ihrer Sichten oder gar zur Nachnutzung vorgestellt wurden.  Die Abschlussdiskussion stellte einmütig fest, dass es darum gehen muss, angesichts der riesigen Probleme, die die gegenwärtige Wirtschaftsweise hervorbringt, überall die Anforderungen der Nachhaltigkeit noch stärker bewusst zu machen und konkrete Beiträge auch in den Kommunen zu entwickeln. Deutlich wurde, dass im Umfeld der Partei hierzu bereits gute Ansätze vorhanden sind, die unbedingt weiter ausgebaut werden müssen.  

Dr. Steffen Kachel